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Reise-Beispiele
– Glasträger / Lenzkirch (Südschwarzwald)
Für die Reisekonzeption greifen wir den Glasträger Johann Schmid aus Raitenbuch (heute zu Lenzkirch) heraus. Alleine die Berufsbezeichnung „Glasträger“ lässt neugierig werden auf mehr Information.
Das fast vergessene Gewerbe der Glasträger wurde in den letzten Jahren durch einen Themen-Wanderweg, den Glasträgerweg, im Südschwarzwald wieder in Erinnerung gerufen (Landratsamt Waldshut, 2001).
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Auszüge aus dem „Haus= Familien und Seelenbeschreib des Pfarrdorfs Gündelwangen, aufgenommen im November 1813 und redigirt im September 1815 vom Pfarrer Mayer“
(EAF, Kirchenbuch-Mikrofilme, Gündelwangen)
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Jahrhunderte vor der auch heute noch existierenden Uhrenproduktion wurden in den waldreichen, aber landwirtschaftlich kargen Gebieten Gläser produziert. Viele noch heute gebräuchliche Gewann-, aber auch Ortsnamen weisen auf die Glasproduktion hin, wie zum Beispiel Altglashütten, Hüttenmoor, Glaserhof. Eine Blütezeit war das 14./15. Jahrhundert: sogar Glasbläser aus Bayern, Böhmen, Schlesien oder Tirol ließen sich im Schwarzwald nieder.
Schließlich spezialisierte sich das Handwerk etwa im 16. Jahrhundert in die Glasbläser und das Gewerbe der Glasträger. Die Glasträger brachten die Waren zu den Abnehmern. Im frühen 18. Jahrhundert gewannen die Glasträger an Einfluss und Freiheiten. In dieser Zeit entstand auch die erste Glasträger „Compagnie“, eine Genossenschaft von Glasträgern. Der Vertrieb und die Organisation des Glashandels und anderer Waren konnte effektiver gestaltet werden.
Um 1740 teilte sich die „Compagnie“ in mehrere Einzel-„Compagnien“ auf, die benannt wurden nach der Gegend, in die die Glasträger ihre Waren lieferten: Pfalzer-Träger, Elsaß-Träger, Schweizer-Träger, Schwaben-Träger, Württemberger-Träger.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Lenzkirch Hauptsitz der Glasträger „Compagnie“. Hier fanden die jährlichen Hauptversammlungen statt (Tritscheller, 1922).
Knapp 100 Jahre später lösten sich die meisten der Glasbläserproduktionen auf. Der Standortfaktor Holz hatte durch neue Techniken (Steinkohle, industriell hergestellte Soda) an Bedeutung verloren. Der Konkurrenzdruck und die ungünstige Infrastruktur des Hochschwarzwalds führten zum Niedergang dieses Gewerbes.
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Schwarzwälder Ehepaar im Sonntagsgewand beim Photographen (St. Blasien, um 1900)
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Hier einzelne Programmvorschläge, aus denen eine ein- oder mehrtägige Reise zusammengesetzt werden kann:
- Wandern auf dem Glasträgerweg mit einem Führer, der den Beruf des Glasträgers für Sie wieder aufleben lässt
- Besichtigung des ehemaligen Stammsitzes der Glasträger-"Compagnien"
- Besichtigung einer ehemaligen Glashütte, die über 200 Jahre in Betrieb war
- Besichtigung eines „römischen“ Doms mitten im Hochschwarzwald mit einem waschechten St. Blasier Heimatforscher
- erfahren Sie mehr über die Produktion eines Kultgetränks: Brauereibesichtigung und Einkehr
- Hotzenwald: „Klausenhof-Museum“ aus dem 15. Jahrhundert, Besuch bei einem Glasbläser
- Todtmoos-Glashütte: erkunden Sie, was sich hinter dem legendären Glasmännle verbirgt
- nicht nur Gläser oder Uhren wurden aus dem Schwarzwald exportiert, sondern auch Hölzer: gewinnen Sie Einblick in das Gewerbe der Flößerei
- Zugfahrt von Titisee-Neustadt nach Freiburg im Breisgau durchs Höllental
- Todtmoos: nicht nur oberirdische, sondern auch unterirdische Schätze locken
- Schluchsee mit Werksbesichtigung, Bootsfahrt auf dem See
- Feldberg: Wanderung mit einem Natur-Ranger zum Feldbergsee
- Fahrt mit der Sauschwänzle-Bahn, einer ingenieurstechnischen Meisterleistung des 19. Jahrhunderts
- Wanderung durch die wildromantische Wutachschlucht
- Kutschfahrt in idyllischer Schwarzwaldlandschaft
- in einer Naturgartenanlage erfahren Sie Näheres über die Ernährungssituation der Menschen im Hochschwarzwald des 18./19. Jahrhunderts
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